News
© Huger / AustriaTech
AustriaTech AustriaTech auf Facebook AustriaTech auf Twitter AustriaTech auf LinkedIn AustriaTech auf Xing AustriaTech auf YouTube

Das war der BürgerInnen-Dialog zu automatisierter Mobilität

08.04.2019

Österreich hat am Samstag, 6. April über automatisierte Mobilität diskutiert. Fast 170 Personen nahmen an dem Event in Wien, Linz, Graz, Pörtschach und Salzburg teil, um sich über die Potenziale dieser neuen Technologie auszutauschen.

 

Einen Tag lang diskutierten BürgerInnen über Möglichkeiten, wie automatisierte Mobilität unser Leben verändern könnte. Österreich war dabei gemeinsam mit Aachen in Deutschland das erste Land, das diese global organisierte, öffentliche Debatte durchgeführt hat. Die Teilnehmenden hatten nicht nur die Gelegenheit, sich in offener Atmosphäre auszutauschen und andere Sichtweisen zu hören, sondern konnten auch in den fünf bis sechs organisierten Diskussionsrunden viel Neues über automatisierte Mobilität lernen. Anwendungs- und Einsatzszenarien wurden ebenso vorgestellt, wie technische Hintergründe, rechtliche Rahmenbedingungen und die Definitionen von Automatisierungslevels erklärt. Besonders beeindruckend wurde von den jeweiligen Organisatoren wahrgenommen, wie schnell sich die TeilnehmerInnen in das Thema hineinversetzen konnten und wie aktiv und wertschätzend darüber diskutiert wurde. Bis Juni 2019 werden noch mehr als zehn weitere Dialoge dieser Art in Städten in ganz Europa und auch Nordamerika und Singapur durchgeführt.

 

Erste Ergebnisse des Dialogs in Österreich

 

  • In automatisierten Mobilitätslösungen wird viel Potenzial gesehen.

Generell sind mehr als die Hälfte der Befragten automatisierter Mobilität gegenüber positiv eingestellt. Interessant war, dass Männer dieser Technologie eher positiv gegenüberstehen als Frauen (64% zu 38% Prozent). Dies kann ein erster Hinweis sein, dass die unterschiedlichen Bedürfnisse an neue Mobilitätslösungen noch genauer abgefragt werden müssen, um eine Akzeptanz dafür herbeiführen zu können.

Ein weiterer Aspekt, bei dem sich die TeilnehmerInnen weitestgehend einig waren, dreht sich um die Akzeptanz der verschiedenen Stufen der Automatisierung, den sogenannten SAE-Levels. Während bei Level 2 (teilautomatisierte Systeme, wobei die LenkerInnen jederzeit die Kontrolle über das Fahrzeug haben müssen) noch 83,7% der Teilnehmenden vollständig oder eher zustimmten, in automatisierte Systeme und Tests mit fahrerlosen Fahrzeugen zu vertrauen, und lediglich 6,1% mit „weiß nicht/unsicher“ antworteten, waren es bei Level 5 (vollautomatisiertes Fahren unter allen Bedingungen) nur noch 44%, die voll oder eher zustimmen und 21,7% mit „weiß nicht/unsicher antworteten. „Je verständlicher und realistischer die Möglichkeiten durch automatisierte Mobilität vermittelt werden, desto eher vertrauen wir dem System. Der nächste Schritt für uns muss daher sein, ein besseres Verständnis zu entwickeln, wie realistische Erfahrungen kreiert und erlebbar gemacht werden können“, unterstreicht Martin Russ, Geschäftsführer der AustriaTech, die Auswertungen des Dialogs.

 

  • Die eigene Sicherheit steht bei neuen Entwicklungen immer im Vordergrund.

Dass der Aspekt Sicherheit für beinahe alle Teilnehmenden eine sehr wichtige Rolle spielt, hat sich in mehreren Antworten widergespiegelt. So war Sicherheit der meistgenannte Begriff in Bezug auf die Hoffnungen, die in automatisierte Mobilitätslösungen gesteckt werden. Bei den Bedenken rangierten Vertrauen in die Software sowie Datensicherheit und Datenschutz unter den meistgenannten Begriffen. Hierzu sagten rund 88% der Befragten, dass sie den Verkauf von Fahrgastdaten, die aus automatisierten Verkehrssystemen generiert wurden, nicht oder eher nicht in Ordnung fänden und selbst bestimmen möchten, ob Daten verkauft werden dürfen, die für das Funktionieren des automatisierten Systems nicht erforderlich sind. „Der Stellenwert der persönlichen Sicherheit ist ein anderer, als der für das Kollektiv.

Die Bereitschaft zu teilen ist dort wesentlich höher und das Vertrauen in die Betreiber öffentlicher Verkehrsmittel in Österreich ebenfalls“, erläutert Martin Russ. Denn wenn es darum geht, ob städtische Verkehrsleitzentralen Zugriff auf Fahrgastdaten haben können, die von automatisierten Verkehrssystemen generiert werden, stimmten hier fast 72% voll oder eher zu. Hierbei steht das Gemeinwohl im Vordergrund und die Befragten vertrauen darauf, dass die Information nicht missbräuchlich verwendet werden.

 

Eine gelungene Veranstaltung für TeilnehmerInnen und Organisatoren

Ein Ziel der fünf Austragungsorte und Organisatoren in Wien, Graz, Linz, Salzburg und Pörtschach war es, auf regionale Besonderheiten eingehen zu können und die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung abzuholen. Das Feedback hat bereits während des Events gezeigt, dass sowohl Organisatoren als auch Teilnehmende von einem offenen Austausch wie diesem profitieren.

„Salzburg ist ein sehr staugeplagtes Land. Gemeinsam mit den BürgerInnen wägen wir das Für und Wider der automatisierten Mobilität ab, um das Beste für Salzburg herauszuholen. Wir sind gut beraten, derartige Entwicklungen aktiv mitzugestalten.“

– Stefan Schnöll, Verkehrslandesrat Land Salzburg

 

„Es ist schwierig abzuschätzen, was wirklich kommen wird. Mehr Aufklärungsarbeit wäre hier notwendig. Die Politik muss ihre Rolle aktiv wahrnehmen.“

– Ein Teilnehmer in Graz

 

„Das Land Kärnten will die Vorreiterrolle im Bereich der Mobilität, die es mit der Smart Urban Region Austria Alps Adriatic bereits 2017 eingenommen hat, mit diesem globalen BürgerInnen-Dialog weiter ausbauen und so helfen, die Zukunft der Mobilität in Europa zu formen.“

– Albert Kreiner, Land Kärnten

 

„Mich hat das Thema voll getroffen! Als seheingeschränkter Mensch setze ich große Hoffnungen in die neue Technologie und hoffe einmal selbstständig ein vollautomatisiertes Auto nutzen zu können.“

– Ein Teilnehmer in Linz

 

„Die Technik ist wichtig, aber es muss immer der Mensch im Mittelpunkt stehen. Automatisierte Mobilität ist kein Selbstzweck, sondern dient dazu die Stadt zu einem besseren, nachhaltigeren Ort zum Leben zu machen.“

– Thomas Madreiter, Planungsdirektor der Stadt Wien

 

Nächste Schritte und detaillierte Ergebnisauswertung

„Es hat sich klar gezeigt, dass nicht nur die BürgerInnen auf viele Fragen noch keine Antwort haben, sondern auch wir ExpertInnen. Umso wichtiger sind Dialoge wie diese, vor allem, wenn sie regionale und nationale Unterschiede oder Gemeinsamkeiten ersichtlich machen können. Durch die Teilnahme an diesem Dialog haben uns die BürgerInnen mitgegeben, welche Perspektiven ihnen wichtig sind und welche Zukunft sie sich wünschen. Dies gilt es nun, in den weiterführenden Aktivitäten und Maßnahmen zu berücksichtigen.“, so Russ. Alle Ergebnisse wurden in eine gemeinsame Datenbank eingespeist. Die Daten werden nach Abschluss der Diskussionsreihe anonymisiert ausgewertet und die Ergebnisse miteinander verglichen. Die Gesamtauswertung und Interpretation der Ergebnisse wird nach Abwicklung aller BürgerInnen-Dialoge im Herbst 2019 offiziell präsentiert.

 

Weitere Informationen zu den Städten/Regionen, in denen der BürgerInnen-Dialog stattfand:

  • Partner: Land Steiermark, Stadt Graz und Mobility Lab Graz
  • Partner: Direktion für Straßenbau und Verkehr des Landes Oberösterreich
  • Partner: SURAAA (Smart Urban Region Austria Alps Adriatic), Prometeus und Land Kärnten
  • Partner: Land Salzburg, Organisator: Salzburg Research
  • Partner: Stadt Wien, Magistratsabteilung 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung

 

Über den Globalen BürgerInnen-Dialog zu Automatisierter Mobilität

Der Globale BürgerInnen-Dialog ist eine Initiative von Missions Publiques, einem Beratungsunternehmen, das sich auf partizipative Prozesse spezialisiert hat. AustriaTech – Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Maßnahmen GmbH, ist nationaler Koordinator des BürgerInnen-Dialogs zu automatisierter Mobilität. Als nationale Kontaktstelle für Automatisierte Mobilität ist sie Ansprechpartnerin für jene Organisationen, die auf österreichischen Straßen mit öffentlichem Verkehr automatisierte Fahrzeuge testen wollen. Zudem fördert sie durch gezielte Vernetzung aller Stakeholder den Wissensaustausch. AustriaTech ist ein Unternehmen des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie.