10.09.2019
2019 fanden von April bis August BürgerInnendialoge zu automatisierter Mobilität in 16 Austragungsorten statt. Das weltweit durchgeführte Format wurde von der französischen Agentur Missions Publiques entwickelt. AustriaTech trat als nationaler Host in Österreich gemeinsam mit fünf Partnerstädten an. Ziel dabei war es vergleichbare Ergebnisse gemeinsam mit regionalen Erkenntnissen zur möglichen Rolle der automatisierten Mobilität zu erlangen.
Im Mobilitätssystem der Zukunft sind die NutzerInnen von zentraler Bedeutung. Gerade neue Technologien wie das Automatisierte Fahren erwecken oft Unsicherheiten in der Bevölkerung. Der Dialog war ein passender Rahmen dafür, den Menschen neue Mobilitätsformen näher zu bringen und gleichzeitig ihre Bedürfnisse kennenzulernen, um so voneinander zu lernen und die Entwicklung der Mobilität gemeinsam gestalten zu können. Daher war es wichtig, möglichst viele Städte und Regionen als Partner für dieses Projekt zu gewinnen und eine große Zielgruppe zu erreichen.
Überblickskarte der teilnehmenden Orte
Nachdem die BürgerInnen-Dialoge in den anderen Ländern nach dem gleichen Design und gleichen Fragestellungen erfolgten, können die Ergebnisse gut miteinander verglichen werden. Dennoch ist zu beachten, dass die TeilnehmerInnen keine repräsentative Auswahl der Bevölkerung darstellen und somit Ländervergleiche nur bedingt möglich sind. Ein detaillierter Ländervergleich wird im globalen Report von Missions Publiques Ende 2019 zu finden sein.
Die Befragten in anderen Ländern rechnen relativ früh mit der Einführung der (hoch-)automatisierten Mobilität. Die mediale Präsenz und öffentliche Diskussion spielen dabei eine genauso große Rolle wie die aktuellen Tests automatisierter Shuttles. Werden automatisierte Fahrzeuge greifbar, rückt auch deren Markteinführung (subjektiv) in greifbare Nähe. Das „Erlebbar machen“ neuer Mobilitätstechnologien ist daher ein wichtiger Schritt, um Ängste und Vorurteile abzubauen.
Welche Werte die TeilnehmerInnen Automatisierter Mobilität zumessen, wurde im Anschluss ausführlich diskutiert.
Die Beschreibung von automatisierter Mobilität mit dem Wort „Zukunft“ liegt in jedem der teilnehmenden Länder eindeutig auf Platz 1. Wie in der globalen Auswertung, wurden auch in Österreich „Zukunft“, „Sicherheit“, „Neugierde“ und „Freiheit“ am häufigsten genannt.
Der globale Vergleich zeigt, dass Sicherheit, Zugänglichkeit, Freizeit sowie Umwelt die Aspekte sind, in welchen Automatisierung primär eine positive Veränderung bringen soll. Dabei wird erwartet, dass diese neue Form der Mobilität durch bessere Sensoren und Sicherheitsassistenten zu einer Reduktion von Unfällen führt. Zudem wird eine bessere Zugänglichkeit zu Mobilität für Personen mit Einschränkungen, ältere Personen oder auch Personen ohne Führerschein erhofft. Durch Fahrgemeinschaften soll Verkehr reduziert und Staus vermieden werden können. Es besteht die Hoffnung, dass die Umwelt durch die Automatisierung weniger belastet wird.
Die größten Befürchtungen zu automatisierter Mobilität sind Kosten, Sicherheit und Technologieversagen. Es wird befürchtet, dass die Kosten für diese Art der Mobilität derart steigen werden, dass diese für die breite Bevölkerung nicht leistbar sein könnte. Die Zuverlässigkeit der Technologie sowie sicherheitsrelevante Funktionen werden von vielen in Frage gestellt. Die steigende Abhängigkeit von technologischen Systemen verursacht zunehmend Unbehagen.
Beim BürgerInnendialog wurden vier konkrete Szenarien von automatisierter Mobilität vorgestellt und deren Akzeptanz abgefragt. Besonders interessant ist bei den Ergebnissen, die unterschiedliche Bewertung von Szenarien des öffentlichen Verkehrs im Vergleich zum Individualverkehr. Ein guter Ausbau des ÖV in Österreich spiegelt sich auch in den Antworten wider.
Auffällig war, dass die Befragten sich sowohl bei den Hoffnungen als auch bei den Befürchtungen keine generelle Lösung vorstellen, sondern in bestimmten Szenarien Potenzial sehen. Deshalb wurden auch in Österreich mit dem ersten Aktionspaket für automatisierte Mobilität bereits prioritäre Maßnahmen definiert. Automatisierte Mobilität kann nicht von heute auf morgen eingeführt werden; wir müssen uns Schritt für Schritt nähern.
Mehr Infos zum BürgerInnendialog: