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E-Mobilität als Teil der Mobilitätswende

20.06.2022

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der Verkehrssektor einer der wesentlichen Treiber von Klimawandel und Umweltverschmutzung ist. Trotzdem steigt die Anzahl der Fahrzeuge auf unseren Straßen weiter an. 30% der CO2-Emissionen in Österreich gehen auf den Verkehrssektor zurück – dementsprechend groß ist dessen Einsparungspotenzial.

Spätestens mit dem 2021 präsentierten Mobilitätsmasterplan 2030 sind die Weichen in Österreich gestellt. Die Mobilitätswende ist unausweichlich und soll mit einem konkreten Maßnahmenplan unterstützt werden. Bis 2030 sollen 100% der neuzugelassenen PKW und leichten Nutzfahrzeuge emissionsfrei betrieben werden. Auch für andere Fahrzeugkategorien gibt es bereits Ziele, wie etwa den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren bei neuen Bussen für das Jahr 2032 und bei neuen schweren LKW ab 2035.

Eine Maßnahme ist die Effizienzsteigerung der Fahrzeuge. Das Sports Utility Vehicle, besser bekannt als SUV, ist immer noch die beliebteste PKW-Art in Österreich. Gerade in Hinblick auf Elektrofahrzeuge bringt die Wahl eines SUVs einen negativen Rebound-Effekt mit sich, da unter dem erhöhten Gewicht und des höheren Luftwiderstands des Fahrzeugs die Reichweite leidet. Um dies zu kompensieren werden immer größere und ressourcenintensivere Batterien verbaut, welche die Emissionen weiter in die Höhe treiben - Und das nicht nur beim Fahren, sondern speziell in der Produktion. Eine weitere Komponente für die Praxistauglichkeit von E-Mobilität ist eine ausreichende Ladeinfrastruktur. In Österreich trat mit Jahresbeginn 2022 die WEG-Novelle in Kraft. In dieser wurde das Right-to-Plug verankert, welches beim Abbau von Hürden, um Ladestationen in Mehrparteienhäusern zu errichten, ein wichtiger Meilenstein ist. Auch auf europäischer Ebene wird eine Verordnung ausgearbeitet, die den Ausbau der öffentlichen Ladestationen am hochrangigen Straßennetz regelt. Diese soll sowohl den Abstand zwischen den Ladestationen, als auch die verfügbare Leistung vorgeben. All diese Maßnahmen sind Teil der technologischen Verkehrswende, doch damit alleine werden sich die Klimaziele nicht erreichen lassen.

Die gesellschaftliche Verkehrswende

Ein weiterer wichtiger Schritt ist ein gesellschaftlicher Paradigmenwechsel. Demnach soll in erster Linie Verkehr vermieden oder auf emissionsarme Verkehrsmittel verlagert werden. Beispielsweise sind 40% der Fahrten mit dem Auto in Österreich laut einer Erhebung des VCÖ unter 5 Kilometer lang und somit innerhalb der klassischen Radfahrdistanz. Für diese Strecken soll neben den traditionellen Fortbewegungsmitteln, wie dem Fahrrad oder dem öffentlichen Nahverkehr, auch auf neue Mobilitätskonzepte gesetzt werden.

In Wien kann beispielsweise an jeder Straßenecke ein E-Scooter verfügbar sein. Wie bei den E-Scootern, ist auch bei Fahrrädern das Konzept des Sharings ein wichtiges Instrument, um die Akzeptanz und die Nutzung von emissionsfreien oder -armen Verkehrsmitteln zu erhöhen. Durch die Diversifizierung des Angebots soll der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel erleichtert und die Abhängigkeit vom Privat-PKW reduziert werden. All das funktioniert in den Städten wesentlich einfacher, doch auch in ruralen Regionen, gibt es neue Methoden, um diese Wege zu überbrücken, z.B. mit On-Demand Mobilitätsdienstleistungen, Sharing-Angeboten oder organisierten Mitfahrgelegenheiten. On-Demand Rufbusse sind bereits seit den 1990ern in Österreich unterwegs und könnten eine wichtige Rolle spielen, um die erste und letzte Meile zu überbrücken. Zusätzlich bergen organisierte Mitfahrgelegenheiten das Potenzial den Energiebedarf im Mobilitätssektor generell zu reduzieren. Darüber hinaus finden sich auch in ländlicheren Regionen bereits zahlreiche Angebote von Car- oder Bikesharing.

Güterverkehr zwischen Sorgenkind und Potenzial

Die Umstellung von Verbrennungsmotoren auf Elektromotoren bei PKW ist bereits in vollem Gange. 2021 waren im Monat September bereits mehr als 20% der neu zugelassenen PKW batterieelektrisch betrieben. Dagegen steigen die Zulassungszahlen elektrifizierter, schwerer Fahrzeuge nur langsam. Dabei besteht gerade bei schweren LKW enormes Einsparungspotenzial von CO2. Als Teil des Mobilitätsmasterplans 2030 wurden vom Klimaschutzministerium (BMK) zwei große Förderprogramme für Busse und schwere Nutzfahrzeuge beschlossen. Die Programme EBIN und ENIN sind unter anderem finanziert über die Europäische Recovery and Resilience Facility, welche zum Wiederaufbau der Wirtschaft in der Europäischen Union im Nachklang der Corona-Pandemie dienen soll.

E-Mobilität als Teil der Energiewende

Der Umstieg auf die Elektromobilität erfordert ein koordiniertes Vorgehen aller Stakeholder – von der Industrie über den Energiesektor und die Politik bis hin zu den Nutzer:innen. Und das Thema polarisiert: Etwa wird die die Gefahr der Überlastung des Stromnetzes in Diskussionen eingeworfen. Dabei bieten Elektrofahrzeuge einen Teil der Lösung zukünftiger Engpässe im Stromnetz: Vehicle-to-Grid. Das angesteckte Fahrzeug dient hier als Batteriespeicher für das Stromnetz, aber auch für überschüssigen Strom, der mit der hauseigenen Photovoltaik Anlage am Dach produziert wird.

Ein zweiter wichtiger Faktor, den die Elektromobilität in der Energiewende spielen kann, ist die Hilfestellung bei der Inbetriebnahme von Energiegemeinschaften. Die dezentralisierte Energieerzeugung und -Versorgung wird im Zuge des Umstiegs auf erneuerbare Energien eine tragende Rolle spielen. Denn der Ausbau von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Privathäusern wird die private Stromerzeugung massiv verstärken. Um sich gegen allfällige Netzausfälle oder sonstige Störungen abzusichern, können sich Privatpersonen, aber auch ganze Gemeinden zusammenschließen und den produzierten Strom untereinander aufteilen. Diese Praktiken dienen nicht nur zur Absicherung der Stromversorgung, sondern unterstützen auch die Bewusstseinsbildung in Communities. Entsprechend des Kooperationsgedankens bei Energiegemeinschaften wären auch neue Mobilitätsgemeinschaften basierend auf räumlicher Nähe der Nutzer:innen, beispielsweise über kooperativ-betriebene, stationsbasierte Carsharing-Systeme oder Mitfahrgelegenheiten, oder auch raumunabhängig, wie über Crowdfunding-Ansätze, ein denkbares Zukunftsbild.

Ziel muss es sein, alle Teile der Bevölkerung von diesem Wandel profitieren zu lassen und einen diskriminierungsfreien Zugang zur Mobilität zu erhalten. AustriaTech unterstützt diesen Wandel durch die Mitarbeit an einer Vielzahl von nachhaltigen Mobilitätsprojekten und ein begleitendes Monitoring dieser Entwicklungen.