24.06.2020
Um neue Mobilitätslösungen wirksam um- und einzusetzen, ist ein gemeinschaftlicher und europäischer Ansatz wichtig. Gerade in herausfordernden Zeiten ist es essenziell, ein Bewusstsein für europäische Lösungen zu schaffen und diese zu forcieren. Denn Mobilität macht an Grenzen nicht Halt. Welche Wirkungen EU-Projekte haben können, haben wir hier mit einigen Beispielen zusammengefasst.
Mit Mai 2020 konnte das Projekt INFRAMIX erfolgreich abgeschlossen werden. Im Rahmen des Projekts konnte gezeigt werden, dass durch die Unterstützung der Infrastruktur die Effizienz und Sicherheit im „Mischverkehr“ - also mit automatisierten und nicht-automatisierten Fahrzeugen – erhöht werden kann. Durch die europäische Ausrichtung von INFRAMIX konnten Erkenntnisse und Ergebnisse erfolgreich in die europäische Diskussion eingebracht werden. Ein Beispiel dafür sind die im Projekt entwickelten ISAD-Klassen, die bei der Abstimmung zum Implementierung von Komponenten der digitalen Infrastruktur unterstützen sollen und bereits auch auf europäischer Ebene diskutiert werden.
Im Rahmen des Projekts ICT4CART werden Kommunikationslösungen für den langfristigen Übergang zu Connected Automated Driving (CAD) (auf SAE-Level 3 und 4) entwickelt. Die Entwicklung solcher Lösungen ist nur auf einer gemeinsamen Ebene (mindestens europäisch) sinnvoll. Um die breitgefächerten Einsatzmöglichkeiten der Architektur zu demonstrieren, wurden vier Use Cases definiert, die für den Einsatz der automatisierten Mobilität eine wesentliche Rolle spielen. So wird sich beispielsweise in den Städten Ulm und Verona dem Thema Smart Parking und IoT- Services im urbanen Bereich angenommen sowie die vermeintlich größten mögliche Unfallszenarien automatisierter Fahrzeuge betrachtet. Auf Autobahnen nahe Graz und Trient werden Infrastrukturanpassungen in höheren Automatisierungslevels getestet und auf der Brennerautobahn an der österreichisch-italienischen Grenze wird die grenzübergreifende Interoperabilität getestet. C-ITS-Nachrichten können über das WLAN-basierte ITS-G5-Netz oder über das zelluläre Netz versendet werden. Die Methode wird von jedem Staat selbst gewählt. Damit das automatisierte Fahren bei Grenzübertritten problemlos funktioniert, wird die hybride Kommunikationsstruktur von ICT4CART an der Grenze installiert und getestet.
Auch das Projekt ARCADE zeigt langfristige Entwicklungsmöglichkeiten für Connected and Automated Driving (CAD) auf. Um auf europäischer Ebene weiterhin koordiniert in diesem dynamischen Bereich des automatisierten und vernetzten Fahrens vorgehen zu können, wurde 2019 die CAD Knowledge Base aufgesetzt. Diese Datenbank gibt eine Übersicht über Projekte und Aktivitäten in Europa im Bereich CAD und vereinfacht den Austausch zwischen Stakeholdern.
Wichtig ist aber nicht nur die Zusammenarbeit selbst, sondern auch die geteilten Ergebnisse sowie eine gemeinsame Lernkurve. In der Entwicklung von Konzepten und Pilotprojekten sind das Erkennen von Fehler ebenso wichtig wie Ergebnisse. Durch das Teilen der gewonnenen Erkenntnisse, können andere, nachfolgende Projekte dies aufgreifen und schneller vorankommen. Ein spannender Aspekt ist hierbei auch eine Kombination von Bottom-Up- und Top-Down-Ansätzen bei Projekten wie beispielsweise Dynaxibility4CE, welches in erster Linie Städte adressiert. Das Projekt zielt darauf ab, die Fähigkeit der Verkehrsbehörden zu verbessern, mit neuen Trends umzugehen, indem es Strategien und Werkzeuge für diese zur Stärkung ihrer Planungskapazitäten entwickelt und sie dadurch zu Schlüsselakteuren für die Schaffung dekarbonisierter und schadstoffarmer Mobilitätssysteme in unseren Städten und Regionen macht. In den Städten ist man näher an den BürgerInnen und deren Problemen, die im Mobilitätssystem entstehen, dran. Die Städte können deshalb Veränderungen auch schnell umsetzen. Die Erfahrungen, die punktuell gesammelt werden, müssen kanalisiert und auf europäische Ebene gebracht werden.
Nationale Pilotprojekte können Ausgangspunkt für eine internationale Zusammenarbeit sein. Ein Beispiel dafür ist das Projekt SHOW. Nach der Demonstration von automatisierte Shuttles in vielen Ländern auf nationaler Ebene, haben sich nun 69 Partner aus 13 Ländern zusammengeschlossen, um die bisher gemachten Erfahrungen zu teilen, zu standardisieren und in weiterer Folge einheitliche Richtlinien und Empfehlungen für den Einsatz von automatisierten Shuttles im Nahverkehrs in Städten entwickeln zu können.
Im Fokus steht dabei die Entwicklung von Use Cases, möglichen Geschäftsmodellen, technischen sowie rechtliche Grundlagen und Zulassungsprozesse. In Zukunft sollen potenzielle Betreiber (z. B. Verkehrsunternehmen), die ein Shuttle-System etablieren und betreiben möchten, auf die in SHOW entwickelten Empfehlungen zurückgreifen können. Dadurch sollen Zeit- und Kosteneinsparungen möglich sein.
Einen Überblick über alle laufenden und abgeschlossenen Projekte der AustriaTech finden Sie in unserer Projektübersicht.