27.11.2024
Die ITS Austria hat sich in Österreich als zentrale Plattform etabliert, die nationale Akteur:innen aus dem Bereich intelligenter Verkehrssysteme (ITS - Intelligent Transport Systems) versammelt und damit Digitalisierung in der Mobilität voranbringt.
Sie bietet einen Rahmen, in dem öffentliche Akteure auf allen Ebenen (Bund, Länder, Gemeinden) sowie Anbieter:innen von Infrastruktur und Mobilität zusammen mit Expert:innen aus Forschung und Industrie gemeinsame Schwerpunkte in den Bereichen digitale Infrastruktur, Konnektivität und Multimodalität zu setzen. Zentrales Anliegen ist dabei, ein vielfältiges Mobilitätsangebot zu entwickeln, das allen Nutzer:innen zur Verfügung steht und sowohl städtische als auch ländliche Regionen in Österreich umfassend einbindet.
Die zentralen Aufgaben der ITS Austria umfassen die Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Weiterentwicklung des österreichischen Mobilitätssystems sowie das kontinuierliche Monitoring der nationalen ITS-Aktivitäten. Einmal im Jahr findet die ITS- Konferenz statt.
Unter dem Motto „On the move – together!“ versammelten sich am 20. und 21. November 2024 rund 260 Teilnehmer:innen zur bereits 15. j ITS Austria Konferenz im Festsaal des Bundesministeriums für Klimaschutz. Bei der erstmals zweitägigen Konferenz, stand heuer besonders die Zusammenarbeit für die digitale Transformation in der Mobilität im Zentrum.
Bei inspirierenden Vorträgen und Podiumsdiskussionen (inter) nationaler Expert:innen, wurden Entwicklungen rund um den europäischen Mobilitätsdatenraum, gemeinsame Maßnahmen zur Bekämpfung des Fachkräftemangels und Themen wie Automatisierung in der Mobilität abgedeckt.
Durch die Konferenz führte AustriaTech Geschäftsführer Martin Russ in seiner Rolle als Generalsekretär der ITS Austria. Gemeinsam mit Bernd Datler, Co-Chair der ITS Austria, begrüßte er am ersten Tag Mobilitäts-Vordenker:innen, Innovator:innen und Enthusiast:innen aus Wirtschaft, Politik und Forschung vor Ort und unterstrich: “Unser diesjähriges Motto “On the move – together!” verdeutlicht, wie wichtig es ist, gemeinsam zu arbeiten, gemeinsame Ziele zu verfolgen und wertvolle Partnerschaften aufzubauen.”
Gerhard Menzel, Leiter der Stabsstelle Intelligente Verkehrssysteme & Digitale Transformation des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, gab in seiner nationalen Keynote einen umfassenden Überblick über Maßnahmen zur Förderung intelligenter Transportsysteme in Österreich, mit Schwerpunkten auf Datenintegration, rechtlichen Rahmenbedingungen und vernetzter Mobilität und stellte aktuelle Förderprogramme vor.
Christoph Stögerer, Vice President ITS, Products & Solutions bei SWARCO, betonte in seiner Keynote, Österreichs Schlüsselrolle in Pilotprojekten als wichtiges Fundament. Jetzt gelte es den Übergang von Pilotprojekten zu großflächigen Anwendungen im Bereich der digitalen Mobilität zu fördern. Das Zusammenspiel von Infrastruktur, Echtzeitdaten und multimodaler Integration sei entscheidend, um effiziente, nachhaltige und sichere Mobilität zu gewährleisten.
Im Fokus der Konferenz standen heuer vier zentrale Bereiche:
Österreich als wichtiger Kooperationspartner
Das Thema Kollaboration wurde in zahlreichen Impulsen und Diskussionen aufgegriffen. Die Speaker:innen betonten einstimmig, dass das österreichische Wirtschaftssystem trotz der Fortschritte anderer Länder in bestimmten Bereichen stets seinen eigenen Wert erkennen und selbstbewusst vertreten sollte. Österreich trage beispielsweise zur Entwicklung des European Mobility Data Space bei, indem es einen nationalen Mobilitätsdatenraum aufbaute, der mit europäischen Standards kompatibel sei. Spezifische Anwendungsfälle wie digitales Verkehrsmanagement und Unfallprävention, dienten dabei als Modelle für die Nutzung von Mobilitätsdaten.
Österreich gelte als wertvoller Kooperationspartner, wie etwa erfolgreiche Kooperationsprojekte mit Ungarn und Slowenien zeigten. Der ungarische Autobahnbetreiber Magyar Közút stellte ein aktuelles bilaterales Forschungsvorhaben im Bereich “digitale Zwillinge” vor und unterstrich dabei die Bedeutung von Kooperationen im Bereich des Datenmanagements sowie der Schaffung von Grundlagen für vielfältige Anwendungsfelder im Mobilitätssektor. Der slowenische Autobahnbetreiber DARS stellte die enge Zusammenarbeit zwischen Slowenien, Österreich, Ungarn, Italien und Kroatien für das Management von grenzüberschreitenden Verkehrsflüssen vor - ein Ergebnis von Projekten wie Crocodile, und X4ITS, in denen Österreich die Koordinationsrolle für die Nachbarländer übernahm.
Auch im Bereich C-ITS (insbesondere dank der erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen der C-Roads-Plattform und dem Car-2-Car Communication Consortium) gab es im vergangenen Jahr Erfolge - nicht nur der europaweiten Ausrollung betreffend, sondern speziell auch hinsichtlich gemeinsamer Spezifikationen und Harmonisierung wie etwa Einhaltungs- und Überprüfungsmechanismen. Ein Momentum, dass durch die aktualisierte
Datenmanagement als Grundlage der Digitalen Transformation
Im Bereich der digitalen Transformation standen vor allem die Verbesserung der Infrastruktur, Echtzeit-Datenübertragung und das Ermöglichen einer nahtlose Nutzer:innenerfahrung im Fokus. Eine erhöhte Effizienz, reduzierte Emissionen sowie verbessere Sicherheit sollen daraus resultieren. Der gezielte Einsatz von Daten soll dadurch zunehmend auch für eine adaptive und zielgerichtete Verkehrssteuerung genutzt werden.
Angesichts der vergangenen und aktuellen Herausforderungen, wie etwa Hochwasser und anderen Umwelteinflüssen, lokalen baulichen Maßnahmen sowie den damit verbundenen Einschränkungen verschiedener Mobilitätsangebote und –services werde die Resilienz und Zuverlässigkeit des Verkehrssystems und damit auch die zentrale Rolle für die ITS stärker thematisiert. Gemeinsames Ziel sei es, den intermodalen Verkehr über alle Verkehrsträger:innen hinweg effizient zu managen und zu steuern – nicht nur im Alltag, sondern speziell in außergewöhnlichen Situationen und bei unvorhergesehenen Abweichungen.
Entscheidend für eine erfolgreiche Transformation sei es, Prozesse von Anfang bis Ende durchzudenken und auch bei schwierigen Rahmenbedingungen konsequent zu verfolgen. Neben der effizienten Nutzung von Technologien spiele auch die Finanzierung eine zentrale Rolle. Um wettbewerbsfähig zu bleiben – insbesondere im internationalen Vergleich, etwa mit China – gelte es nicht nur in der Effizienz des Technologieneinsatzes, sondern auch in der Gesamteffizienz des Mobilitätssystems konkurrenzfähig zu werden. Neue Lösungsansätze und Technologien sollen schneller und effizienter umgesetzt werden, wobei der konkrete Mehrwert für Nutzer:innen und Entscheidungsträger:innen evidenzbasiert vermittelt werden sollte.
Zusammenfassend waren die Expert:innen sich einig, dass die digitale Transformation der Mobilität in Österreich und Europa ihr volles Potenzial entfalten könne, sofern sie durch klare Visionen und eine engere Zusammenarbeit vorangetrieben werde.
Automatisierte Mobilität
Beim Themenschwerpunkt Automatisierte Mobilität betonten die Expert:innen im Zuge einer Podiumsdiskussion neben den technologischen Aspekten Herausforderungen, wie Skalierbarkeit, und Akzeptanz neuer Mobilitätsangebote. Eine wesentliche Grundlage sei die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen, die nicht nur die Weiterentwicklung und das Testen von Technologien ermöglichen, sondern den Rahmen für eine Skalierung und großflächige Erprobung zu schaffen. Einig war man sich außerdem, dass der Fokus nicht mehr auf der Erprobung einzelner Fahrzeuge liegen solle, sondern auf dem Betrieb und dem Steuern von Fahrzeugen und dahinterliegender Prozesse. Nur durch eine ganzheitliche Betrachtung können Probleme umfassend analysiert und nachhaltige Lösungen entwickelt werden, die zugleich eine Stärkung der heimischen Wirtschaft ermöglichen.
Automatisierte Mobilität biete großes Potenzial, insbesondere bei First- und Last-Mile-Lösungen sowie regionalen On-Demand Angeboten, da sie dazu beitragen könne, leistbare Alternativen zum eigenen PKW zu forcieren und eine Ergänzung zum öffentlichen Verkehr zu schaffen. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, sei es entscheidend, dass automatisierte Fahrzeuge in ein umfassendes Ökosystem integriert werden, das neben den Fahrzeugen auch Buchungssysteme, intelligentes Fahrzeugmanagement und benutzerfreundliche Schnittstellen umfasst.
Ein zentraler Erfolgsfaktor sei die Vermittlung an, beziehungsweise die Akzeptanz durch, die Bevölkerung. Diese könne durch transparente Kommunikation und klare Informationen über die Vorteile der Technologie – wie erhöhte Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit – gefördert werden. Darüber hinaus seien europäische Kooperationen und strategische Allianzen entscheidend, um Ressourcen zu bündeln, Innovationen voranzutreiben und gemeinsame Prioritäten zu setzen. Auch hier war das Fazit: nur durch noch engere Zusammenarbeit und die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses können die technologischen, infrastrukturellen und sozialen Herausforderungen gemeistert werden.
Attraktivität der Branche
Ein Thema, das sich nicht nur im Rahmen einer der drei Podiumsdiskussionen, sondern im Laufe beider Konferenztage herauskristallisiert hatte, war Generationen-Management und Fachkräftemangel in der Mobilitätsbranche - speziell im Kontext Digitalisierung. Expert:innen wie Anna Huditz (AIT), Lina Mosshammer (POINT&), Thomas Kreiter (ÖBB Infrastructure), Georg Gartner (TU Wien) und Manfred Tadler (Wiener Linien) waren sich einig, dass die Branche selbst attraktiv sei, ihre Vorteile als Arbeitsfeld der Zukunft aber noch besser kommuniziert werden müssen. Nur 17 Prozent des gesamten Fachpersonals sei beispielsweise weiblich. Die Vertreter:innen waren sich einig, dass hier das Sichtbarmachen von Rolemodels, Karrierewegen und gemeinsamen (Ausbildungs-)Initiativen oberste Priorität hätten, um neue Talente zu gewinnen.
Im Hinblick auf die digitale Kompetenz der Branche sowie die Gewinnung und Qualifizierung von Mitarbeiter:innen wünsche man sich darüber hinaus, gemeinsame Initiativen, um gezielt Schlüsselkompetenzen zu stärken und im Wettbewerb mit anderen Branchen eine führende Position einzunehmen.
Ausblick auf zukünftige Entwicklungen
Die Impulse der Konferenz fließen in die Gremien und Arbeitsgruppen der ITS Austria ein. ITS Austria Chair Christian Sagmeister und AustriaTech Generalsekretär Martin Russ zogen am Ende der beiden Tage ein Resümee und richteten den Blick nach vorne: Nutzer:innen müssen noch stärker in den Mittelpunkt gerückt werden, das sei nur durch noch engere Zusammenarbeit möglich: Der Austausch von Daten und Informationen über Unternehmensgrenzen hinweg und die Interaktion verschiedener Akteure der Mobilitätsbranche seien dabei entscheidend – gemeinsam werde hier weiter Mehrwert geschaffen.
Ein detaillierter Nachbericht der ITS Austria Konferenz wird mit Ende des Jahres 2024 veröffentlicht.