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Österreich und Schweiz luden zu erstem ITS virtuell-Event ein

21.09.2021

Um die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Bereich der intelligenten Verkehrssysteme zu stärken, haben sich Expert:innen der ITS Schweiz und ITS Austria am 31. August 2021 zu einem Onlineaustausch unter dem Motto „Linking Services – Daten und Bausteine“ zusammengefunden und über Ist-Stand und Zukunftsperspektiven diskutiert.

Da sich die Schweiz und Österreich in vielen Bereichen ähneln, liegt es auf der Hand, dass eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit und ein regelmäßiger Austausch, auch im Mobilitätsbereich viele Vorteile bringen und beide Länder voneinander lernen können. Die ITS Schweiz versteht sich als Plattform für Aufbau und Austausch von Wissen, mit dem Ziel das gesamte Schweizer Mobilitätssystem nach den Dimensionen Nachhaltigkeit, Sicherheit und Effizienz zu optimieren. Da die ITS Austria mit sehr ähnlichen Schwerpunkten arbeitet, haben sich beide Plattformen im Rahmen des Formats „ITS virtuell“ ausgetauscht.

Mobilität in alpinen Tourismusregionen

Beide Länder sind Tourismusmagneten. Im Mittelpunkt der Diskussion standen daher die Fragen, wie der Tourismus von den verschiedenen Mobilitätsmöglichkeiten profitieren kann, was zu einem nachhaltigen Mobilitätssystem beigetragen werden kann und welche Mobilitätsziele von Tourismusregionen in Zukunft angestrebt werden.

Einen Einblick in die Tourismusregion Jungfrau-Region im Berner Oberland gab Niels Weber, Jungfraubahnen. Durch die Coronakrise hat sich die Zielgruppe der Region verändert. Statt Großkunden besuchen nun viele Individualgäste aus ganz Europa das Gebiet. Um auf die Veränderung optimal reagieren zu können, muss die An- und Abreisesituation neu gedacht und gesteuert werden. Das Ziel der Region ist es, einen optimalen An- und Abreisemix bereitzustellen. Mit Hilfe von Mobilfunkdaten können oft benutzte Achsen sichtbar gemacht werden und anhand dieser Daten kund:innenspezifische Möglichkeiten, wie zum Beispiel Park-&-Ride-Möglichkeiten, geschaffen werden. Daher wurde bereits in einen großen Terminal mit einem integrierten Bahnhof, Parkplätzen und Bushaltestellen investiert, der mit öffentlichen Verkehrsmittel verbunden wird.

Einen weiteren Einblick in eine alpine Industrieregion gab Tamar Hosennen, Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG. Geprägt von einem immensen Wirtschaftswachstum begegnet die Region Oberwallis neuen Herausforderungen. So auch im Mobilitätsbereich. Aufgrund der inhomogenen Bedürfnissen der Bewohner:innen und Berufspendler:innenist es schwer, eine passgenaue Infrastruktur oder entsprechende Mobilitätsservices anzubieten. Ebenso ergibt sich ein Spannungsfeld zwischen Alltags- und Freizeitverkehr. Daher ist das Ziel der Region, die Qualität des Pendelns zu erhöhen und durch einen perfekten Mix der Mobilitätsangebote die verschiedenen Gruppen zu einer nachhaltigen Verkehrsmittelwahl zu bewegen.

Projekte für eine grenzüberschreitende, nachhaltige Mobilität

Das Projekt ummadum, vorgestellt von Rene Schader, beschäftigt sich damit, wie eine umweltfreundliche Verkehrsmittelwahl gefördert werden kann. Die Grundlage des Projekts ist bestechend einfach: Menschen werden für klimafreundliche Mobilität belohnt. Durch eine nachhaltige Mobilitätsnutzung bekommen Personen Punkte, die sie gegen Gutscheine eintauschen können. Von dieser Möglichkeit profitieren nicht nur Privatpersonen, sondern auch die Wirtschaft in den Regionen. Denn durch das Einlösen der Gutscheine wird in die Wirtschaft investiert und der Kreislauf angekurbelt. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch das Sichtbarmachen der CO2-Erpsarnis ein positiver Wettbewerb unter Gruppen angeregt wird und durch eine effiziente Anwendung der App auch kleinen Tourismusregionen geholfen werden kann.

Bettina Neuhäuser von der VAO hat im Rahmen des Events die Relevanz einer Zusammenarbeit im Alpenraum betont. Eine Schwierigkeit liegt jedoch noch im Vernetzen der grenzüberschreitenden Daten. Da für Tourismusregionen in beiden Ländern aber ein grenzüberschreitender Verkehr wichtig ist, muss das Ziel des Anbietens einer nahtlosen Route über mehrere Systeme hinweg weiterverfolgt werden. Nur so gelingt eine klimaneutrale Wende im Alpenraum.

Daniela Gamper, AustriaTech, setzt mit dem Projekt LinkingAlps genau bei diesem Thema an. Hier werden neue Lösungen für grenzüberschreitende Dienste geschaffen. Aktuelle, qualitativ hochwertige und vor allem nahtlose Reiseinformationen sind besonders bei grenzüberschreitenden Routen wichtig. Mittels eines dezentralen Netzwerks wird durch die Verknüpfung bestehender regionaler oder nationaler Reiseauskunftsdienste ein standardisierter Austauschdienst im Sinne eines „One-Stop-Shop“ geschaffen. Für die Datenanbietenden ergibt sich der Vorteil, dass sie die Souveränität ihrer Daten behalten und für die Plattformanbieter, dass diese die Menge an Daten nicht mehr warten müssen. Somit kann den Tourismusregionen und den Touristen, die Routen grenzüberschreitend abrufen, eine nahtlose und nachhaltige Route geboten werden.

Zukünftige Kooperationen im Rahmen der ITS virtuell

Durch den intensiven Informationsaustausch zwischen Tourismusanbietenden und Mobilitätsexpert:innen, konnten Learnings auf beiden Seiten erzielt werden. Aufgrund des großen Anklangs ist bereits im Jänner ein weiterer gemeinsamer Austausch geplant sowie ein Zusammentreffen am ITS World Kongress 2021 im Oktober nicht ausgeschlossen. „Nach dem Event haben wir uns zusammengesetzt und die Themen der nächsten Veranstaltungen besprochen. Wir sind uns sicher, dass eine Kooperation beider Länder weiterverfolgt werden muss,“ bringt Martin Russ, AustriaTech-Geschäftsführer ein. Bei den weiteren „ITS virtuell-Events“ möchte man ebenso Teilnehmende aus Deutschland in die Runde miteinbeziehen, um eine noch größere Community zu adressieren.