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Smart Cities können nur Sektor übergreifend realisiert werden

23.03.2021

Das Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen (SIR) begleitet gemeinsam mit AustriaTech im Auftrag des Bundesministeriums bei der Fit4UrbanMission. Dr. Nina Mostegl, zuständig für die Bereiche Energie und Smart City Salzburg im SIR, erklärt im Interview, warum Sektor übergreifendes Arbeiten für die Erreichung der Klimaziele unabdingbar ist und welche Rolle Städte dabei spielen.

© Robert Krasser

Frau Dr. Mostegl, welche Chance bieten die Missions for Climate Neutral and Smart Cities Ihrer Meinung nach, warum lohnt es sich mitzumachen?

Am Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen beschäftigen wir uns schon lange mit ländlichen und urbanen Herausforderungen in den Themenbereichen Energie und Klimaschutz. Das sind sehr komplexe Materien, die auch eine Vielzahl an Wechselbeziehungen in benachbarte Systeme wie Mobilität, Technologie, Raumordnung, etc. aufweisen. Jedoch sind diese Beziehungen und die Lösungsansätze nicht immer auf den ersten Blick klar. In Städten fehlen oft die Ressourcen und Kapazitäten sich – neben dem Tagesgeschäft – auch mit diesen übergreifenden Aufgaben auseinanderzusetzen. Unsere Aufgabe ist daher Städte so zu begleiten und zu unterstützen, dass sie auf Fragen wie jene zur Klimaneutralität regionale Antworten finden und diese Lösungen auch umsetzen können. Und genau dort setzt die Mission for Climate Neutral and Smart Cities auf europäischer Ebene an! Sie fördert, dass ExpertInnen und EntscheiderInnen unterschiedlicher (Bundes-)Länder gemeinsam Kompetenzen aufbauen und Ebenen-, Sektoren- und Abteilungsübergreifend zusammenarbeiten – auch jene die dies zuvor nicht (in diesem Umfang) getan haben – mit dem klaren Ziel: Klimaneutralität nicht nur voran, sondern auch in die Umsetzung zu bringen. Das gesteckte Ziel „Klimaneutralität bis 2030“ ist ambitioniert. Die europäische Mission kann einen großen Beitrag leisten diese Ambitionen der Städte zu fördern Die nationale Begleitmission Fit4UrbanMissionist daher von großer Bedeutung für die österreichischen Städte.

Wie schätzen Sie die Rolle Österreichs ein, wie innovativ bzw. klimaneutral sind unsere Städte bereits unterwegs?

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt bis 2050 klimaneutral zu werden. Schön wäre es, wenn Österreich proaktiv eine Vorreiterrolle einnehmen würde. Diese Rolle wäre ja auch bereits im Parteienübereinkommen der Bundesregierung verankert, in dem die Klimaneutralität bis 2040 angestrebt werden soll. PionierIn zu sein ist nicht immer leicht – vor allem, wenn es dann um die Umsetzung dieser Ziele geht. Hier sehen wir unterschiedliche Ansätze und Fortschritte in den Städten. Hervorzuheben sind sicherlich die Aktivitäten der Smart Cities – wie etwa Wien, Graz, Salzburg, Villach, Klagenfurt, Innsbruck und Linz – die unter dieser Marke bereits weitgehende Strategien und Projekte zur Erreichung der Klimaziele verfolgen und Innovationen und neue Lösungen für lebenswerte Städte umsetzen. Die Erkenntnis aus unserer engen Zusammenarbeit mit den Städten ist aber, dass ein Vergleich zwischen ihnen oft schwierig ist, weil sie andere Schwerpunktsetzungen haben. Da sich Rahmenbedingungen und Wirkungsbereiche sowie Bestand, Infrastruktur und Kompetenzen grundlegend unterscheiden, müssen Städte ihren Handlungsbedarf und ihre Handlungsoptionen selbst definieren. Das heißt, die Fortschritte auf dem Weg zur Klimaneutralität in den einzelnen Sektoren sind unterschiedlich. Dennoch müssen im Verkehr -7,2 Mio. Tonnen CO2 und bei den Gebäuden -3 Mio. Tonnen CO2 bis 2030 eingespart werden. Es gibt also für alle Städte in mehreren Bereichen noch genug zu tun. Die nationale Fit4UrbanMission bietet den Städten erstmalig die Chance sich zur selben Zeit mit der gleichen Themenstellung zu beschäftigen und viel voneinander zu lernen und miteinander zu entwickeln. Im nächsten Schritt wird es dann wichtig werden, das Wissen dieser „Innovators“ an die sogenannten „Early Adopters“ weiterzugeben.

Was ist die Rolle von SIR im Rahmen der Begleitung der Fit4UrbanMission?

Das Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen zeichnet sich durch seine Nähe zu Städten, Kommunen sowie zum Forschungs- und Innovationsbereich aus. Wir sind unabhängige Energie- und Klimaschutz-ExpertInnen und verstehen uns als ÜbersetzerInnen zwischen sozialen und inhaltlichen Systemen unterschiedlicher Ebenen – von EU, Bund, Land, Stadt bis hin zum Bedarf einer kleinen Gemeinde. In dieser Funktion koordinieren wir seit 2016 auch die Smart Cities Vernetzungsplattform. An dieser Schnittstelle begleiten wir die FIT4UrbanMission gemeinsam mit der AustriaTech im Auftrag des BMK zum Nutzen für die teilnehmenden Städte. Ziele dieser Begleitung sind die Etablierung eines laufenden Austauschs der Städte durch verschiedene Austauschformate, die Erhöhung der Qualität der Projektbearbeitung durch Unterstützung der Städte in ausgewählten Themenfeldern wie Energie, Gebäude und Mobilität sowie die Erhöhung der Bereitschaft zur Beteiligung an der Europäische Mission durch Vermittlung von aufbereiteten Informationen.

Warum ist es hierbei besonders wichtig, Sektor übergreifend zu denken/arbeiten?

Klimaneutralität ist eine Querschnittsmaterie, auch wenn noch oft versucht wird diese in den uns bekannten Silos getrennt voneinander zu erreichen. Wir sehen, dass die innovativen Lösungsansätze, die es in den einzelnen Sektoren braucht – wie zum Beispiel den Ausbau der Elektromobilität – auch Effekte auf andere Sektoren hat – in diesem Beispiel unter anderem auf den Energiesektor. Nur durch das integrierte Betrachten von möglichen Lösungen mit dem Abwägen von ihren wirtschaftlichen und sozialen Folgen kann eine solide Basis für die Klimaneutralität entstehen. Die Wissenschaft hat bisher durch die (interdisziplinäre) Forschung eine Vielzahl an innovativen Lösungsansätzen in Form von Puzzlesteinen geliefert. Die Anwendung dieser Puzzlesteine, aus den einzelnen Bereichen wie Mobilität, Digitalisierung, Gebäude, etc. braucht jetzt noch exzellente BaumeisterInnen, die mutig sind, Dinge erstmals miteinander auszuprobieren.

Vielen Dank für das Interview!